
Michael Lüders Buch "Moral über alles"
Wien [ENA] Michael Lüders sieht in seinem Buch "Moral über alles - Warum sich Werte und nationale Interessen selten vertragen" die Aufkündigung der deutsch - russischen Energiepartnerschaft durchaus kritisch, weil Deutschland und die EU fast im Alleingang durch Sanktionen gegen Russland ihre moralische Überlegenheit beweisen möchten. Geht das überhaupt den wichtigsten Energielieferanten zu boykottieren, fragt Lüders.
Nun, der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck sieht im Embargo russischen Erdöls kein Problem und verkündete im Mai 2022, dass der "Sinn von Sanktionen ist, dass eine Gesellschaft Lasten trägt". Hilft diese ideologiegetriebene Wirtschaftspolitik der Ukraine? Trägt es dazu bei den Krieg zu beenden? Und schadet es wirklich Russland mehr als Deutschland? Wie sehen das aber andere Länder, möchte Lüders wissen. Denn der westlichen Sanktionspolitik gegenüber Russland folgen ausschließlich die Staaten der NATO, mit Ausnahme der Türkei. Dazu gehören die EU, Taiwan, Südkorea, Singapur, Japan, Australien und Neuseeland. Der Rest der Welt, z.B. China, Indien, Lateinamerika, Afrika und Asien haben keinerlei Sanktionen verhängt.
Vielmehr sucht der Globale Süden einen Mittelweg zwischen USA und der künftigen Weltmacht China und Russland, schreibt Lüders. Hinzu kommt das "kulturelle Unbehagen" gegenüber dem Westen, der heute zwar Moral predigt, aber historische Erfahrungen wie Kriege und Ausbeutung und die jahrhundertelange europäische Kolonialherrschaft sind keineswegs vergessen. Als Reaktion auf die westlichen Sanktionen bauen Russland und China ihre eigenen kompatiblen Finanzsysteme auf, die unabhängig vom US Dollar zur Weltleitwährung werden. Auch Länder des Globalen Südens wenden sich zunehmend dem Yuan und dem Rubel zu. Das bedeutet aber, dass der US-Dollar seine Rolle als Weltleitwährung verliert und sich nicht mehr unbegrenzt verschulden kann.