Paul Lendvai "Über die Heuchelei" in der Politik
Wien [ENA] Der österreichische Journalist Paul Lendvai hat mit seinem Buch "Über die Heuchelei - Täuschungen und Selbsttäuschungen in der Politik" tief in die Abgründe der Politik geblickt und dabei die Rückseite des "schönen Scheins" der Zivilgesellschaft etwas ausgeleuchtet. Denn hinter ihrer Fassade verbirgt sich eine ganz andere Welt, in der Gewalt in jeder Form oft nur unzureichend von Heuchelei verdeckt wird.
Es ist oft die Aufgabe von mutigen Journalist*innen etwas Licht in das Dunkle zu bringen. Die Erschütterungen und Überforderungen der Öffentlichkeit, die an das Schöne und Gute glauben möchte und es sich dabei bequem gemacht hat, bleiben dabei nicht aus. Paul Lendvai beginnt sein Buch mit der Reaktion der sozialdemokratischen Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig auf den russischen Überfall auf die Ukraine. "Er hat offensichtlich alle getäuscht". Dabei war die von ihr geführte Landesregierung bis zum russischen Angriffskrieg mit Putins Russland aufs Engste verbunden. Für den Autor stellt sich dabei die Frage, "Warum lagen auch zahlreiche deutsche, österreichische, französische und amerikanische Politiker falsch?"
Denn sehr oft und sehr lange war die Einschätzung von vielen Kommentatoren und Meinungsmachern russischer Politik und die anderer nationalistischer Autokraten und Machthaber, von dem Bedürfnis geprägt sie zu verstehen und sich ihnen wenigstens wirtschaftlich anzunähern. Was eigentlich vernünftig klingt, führt oft zu fatalen Folgen, wenn die politischen Gegensätze unüberbrückbar ist. Insofern ist Lendvais Buch auch ein bitteres Buch, ein Buch, das dabei auch Fehlgriffe und Fehlentwicklungen westlicher Politik enttarnen möchte und doch daran scheitert, dass die Abgründe der Politik zu tief sind um sie in vielen Fällen rational zu erfassen und zu entwirren und wahrscheinlich nur ein gewisser Zynismus übrig bleibt um sie zu beschreiben.