Tonio Schachingers Debütroman "Nicht wie ihr"
Wien [ENA] Tonio Schachingers Debütroman "Nicht wie ihr" springt einem sofort und ohne Vorwarnung fast wie ein wildes Tier an und reißt einen hinein in eine Multi-Kulti Jugend-und Fußballwelt, deren Sprache von sozialen Medien geprägt scheint und dort zuhause ist. Sie bedient sich durchaus ihrer Freiheit authentisch zu sein und spiegelt das Lebensgefühl einer verwöhnten männlichen Jugend in Wien wieder, die nach Identität ringt
Das macht selbstbewusst und geil in einer reichen Stadt wie Wien, wo es letztendlich doch nur um mehr Konsum, mehr Kicks und mehr Sex geht. Das macht dieses Buch sicherlich auch zum Spiegel unserer Zeit. Aber wie macht das der 1992 in Neu Delhi geborene Tonio Schachinger, der mütterlichseits mexikanisch-ecuadorianische Wurzeln hat und ab seinem 5. Lebensjahr in Wien lebt und Germanistik und Romanistik studierte? Oberflächlich könnte man sagen, handelt es sich um einen Fußballroman. Unterschwellig schwingt aber noch vieles mit. Zugehörigkeit, Migration, Wiener Milieusprache, Angst vor dem Abstieg für einen der bestbezahlten Fußballer der Welt, der in der Woche 100.000 Euro verdient und einen Bugatti fährt.
Ivo, die Hauptfigur, ist Wiener mit bosnischen Wurzeln, der manchmal auch der Jugo oder Tschus ist, aber doch ein reicher und erfolgreicher Fußballprofi mit einer feschen Frau, zwei Kindern und seine Wiener Milieusprache gibt Einblick in den Profisport. Die Affaire mit seiner Jugendliebe Mirna löst bei Ivo eine Sinnkrise aus. Aber Jessy, seine Frau, darf es nicht erfahren. Sie, die am besten weiß, wie notgeil er ist, wie übersexualisiert, von zu frühen Pornoschauen. Und Wien ist ein großes Wir, zu dem prinzipiell jeder dazugehören kann, als Kroate, Bosnier, Serbe, Türke, Perser - man kann sogar als Österreicher dazugehören, solange man cool ist. Denn diese geile Arroganz rettet Wien davor, zu werden wie der Rest der Welt.