
Phileas Wien: Greta Schödls "Straßenpoesie"
Wien [ENA] Man kommt vielleicht nicht umhin, bei der Betrachtung und Interpretation von Greta Schödls Werk bei der Eröffnung im Phileas Wien, dem österreichischen Büro für zeitgenössische Kunst, an den Begriff "Manie" zu denken, einer Manie, die sich zwar dezent zurückhält und darauf verzichtet überschwänglich oder plakativ zu werden. Und trotzdem zeigt sich ein eiserner, ja besessener Wille zur Kontrolle.
Wenn Greta Schödl ihre berühmten kalligraphischen Wiederholungen, mit denen sie Holz, Stein, Marmor oder Tuch akribisch, in einer fein säuberlichen Handschrift beschriftet, in der zierliche Blattgold-Punkte ein reizendes Muster ergeben, das aber nur andeutungsweise das Exzentrische der Manie in duftige Poesie verwandelt. Diese Kunstform, die so innig Schrift und Form verbindet, lässt Schödls "Manie" der Wiederholung Teil einer künstlerischen Entwicklung der 70er Jahre, besonders in Italien, der Wahlheimat der 1929 geborenen Künstlerin werden, die sich "Visuelle Poesie" nennt. Am 25. Januar 2025 veranstaltete der internationale Ausstellungsraum und das Kunstbüro "Phileas" am Opernring 17 eine wunderbare Retrospektive über Greta Schödl.
In "Straßenpoesie" erkundet die Künstlerin Skulptur und Performance im öffentlichen Raum, wenn sie beschriftete Blätter auf Gehwege verteilt um die Wahrnehmung von Passanten zu verändern und in "Scritture" möchte sie die sprachlichen Strukturen als willkürlich und formbar entlarven, schreibt die Kuratorin Bryony Dawson und Tianyu Jiang sieht in Schödls intuitiver Behandlung der Sprache als visuelles Material eine Herangehensweise, die das Wort von seiner semantischen Fixierung befreit. Diese Ausstellung ist auch Teil des Kunstprogramms von Phileas, das Galerien und Institutionen in Österreich unterstützt und sich zum Ziel setzt die Kunstszene international zu vernetzen durch langfristige Partnerschaften mit Museen und Biennalen weltweit.