
Otto von Habsburgs Buch "Mut zur Pflicht"
Wien [ENA] Mutig, gläubig und politisch weitsichtig profiliert sich Otto von Habsburg in seinem 2011 erschienen Buch "Mut zur Pflicht" als Kenner der europäischen Geistesgeschichte und Politik. Das ist natürlich auch nicht verwunderlich, wenn man Habsburg heißt und einem Adelsgeschlecht entstammt, das seit Jahrhunderten nicht nur die Geschicke Österreichs, sondern auch Europas mitbestimmt und mitgestaltet hat.
Aus dieser Perspektive gelingt eine durchaus spannende Zusammenschau der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg aus den 1970er und 1980er Jahren, in denen das Buch entstanden ist. Es ist bemerkenswert, daß der einstige Kronprinz der untergegangen Donaumonarchie unentwegt Bücher und Artikel schrieb und sich aktiv in der Politik engagierte und im Europäischen Parlament als Abgeordneter 20 Jahre tätig war. Immer wieder betonte er, dass die Geschichte Europas zugleich seine Familiengeschichte sei. Immerhin betraten mit der Wahl Graf Rudolfs von Habsburg zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches seine Vorfahren 1273 erstmals die Bühne der europäischen Politik. Für den Autor ist der Untergang des Reiches 1806 deshalb auch die Tragödie der Deutschen.
Denn eine wesentliche Charakteristik des Reiches war seine Übernationalität, in der es angeblich nicht um eine territorial begrenzte Souveränität ging, sondern vielmehr um eine staatliche, gesellschaftliche und geistige Ordnung, die sich nicht von menschlicher Willkür ableitet, sondern sich auf einen göttlichen Ursprung beruft. 1918, als Otto von Habsburg sechs Jahre alt war, zerbrach die Alte Welt und die kaiserliche Familie musste ins Exil gehen. Als Student sah er sehr klar, dass der Nationalsozialismus Europa in einen Krieg stürzen würde und engagierte sich weltweit im Widerstand. 1944 kehrte Otto von Habsburg aus Amerika nach Europa zurück und arbeitete mit dem Gründer der Paneuropa-Union Graf Coudenhove-Kalergi intensiv zusammen.