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Kardinal M. Ouellet und die christliche Anthropologie
Wien [ENA] Der kanadische emeritierte Kardinal Marc Ouellet hat in einem Gastbeitrag für das Portal Communio.de darüber reflektiert, dass das Zeitalter des Christentums vorbei sei und ein Panorama kontrastierender Sichtweisen auf das Wesen des Menschen seine Identität zu einem Experimentierfeld werden lässt. In dieser neuen kulturellen Unübersichtlichkeit bedarf es aber erneut Impulse für eine christliche Anthropologie.
Damit hat der Kardinal das ausgedrückt, was schon immer das Anliegen der Philosophie war und von Max Scheler klar formuliert wurde mit dem Ansatz, dass sich alle zentralen Probleme der Philosophie auf die Frage zurückführen lassen, was der Mensch sei, sodass wir die ganze Philosophiegechichte auch als Versuch werten müssen, dieses Rätsel zu lösen. Warum ist das eigentlich so schwer und unlösbar, obwohl die philosophische Anthropologie als Humanwissenschaft Bibliotheken aus Biologie, Primatologie, Neurowissenschaften, Psychologie, Sprachwissenschaft, Ethnologie, Soziologie oder Geschichte füllt? Aber es ist genau diese Komplexität der Theorien, die fast ins Unendliche gesteigert wird, die es unmöglich macht, das Rätsel zu lösen.
Für das Christentum war der Mensch immer der mit der Erbsünde belastete Mensch, der nur durch die Gnade Gottes der Hölle entrinnen kann. Der Gegensatz von Leib und Seele konnte aber nie restlos geklärt werden und führte zu einem Dualismus, der uns gespalten und zum Spielball "transhumanistischer Mutationen" werden lässt. Schon Kant hat zugestanden, dass der Mensch auch Tier, aber durch die Vernunft charakterisiert sei. Die Revolution der Anthropologie durch den Darwinismus hat letztendlich nicht viel gebracht außer, dass wir die Tiere noch schneller und erbarmungsloser ausrotten. Das hat auch damit zu tun, dass, wie Max Scheler meint, es unmöglich ist, den Menschen als erblich krankes Tier zu fassen, dass sich in einer Sackgasse verläuft.