
Jürgen Kaube "Hegels Welt"
Wien [ENA] Der deutsche Soziologe, Journalist und Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Jürgen Kaube stellt in seinem Buch "Hegels Welt" die spannende Frage, warum gerade in Zeiten großer technischer, wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen im 18.Jahrhundert, die Philosophie in Deutschland dem beginnenden Materialismus mit einer Flut von philosophischen Systemen hauptsächlich idealistisch begegnete.
So als wollte sie die beginnenden Veränderungen in das Korsett eines geistdurchflutenden Systems zwängen, das trotz seines geistigen Fluidums und verzweifelter Suche nach einem neuen Freiheitsbegriff, als universales Erklärungsschema eher einer Ersatzreligion ähnelte, die der naiven Volksfrömmigkeit, geschult an der wundertätigen und einfachen Rhetorik des Neuen Testaments, einen stolzen, logischen Gegenbeweis lieferte, der wie in Erz gegossen den Menschen und seine Vernunft zum Maß der Welt machte und die Natur als das Nicht-Logische in die äußere Erscheinung setzt, in der das Negative nicht über sich selbst hinausgehen kann und im Endlichen gefangen bleibt. Der Mangel der Natur zeigt sich auch darin, dass sie nicht einmal böse sein kann.
Denn sogar das Böse der Willkür steht höher als die Gesetzmäßigkeit der Gestirne oder die Unschuld der Pflanze. Denn während dem Tier das subjektive Bewusstsein seiner selbst fehlt, verwirklicht sich diese nur im endlichen Geist des Menschen und kann so zu sich selbst zurückkehren, indem sie die Natur durch Arbeit nach der Idee formt. Erst im Staat wird die Freiheit zum allgemeinen Gut, schreibt Hegel und hat sogar einen gottgleichen Charakter, denn er ist ja "der Gang Gottes in der Welt" und der als Wille sich verwirklichenden Vernunft des Menschen. Jürgen Kaube hat diese weltverändernden Ideen in eine interessante, gut leserliche, leichtfüßige Biografie über Hegel und seine Welt, ausgezeichnet mit dem deutschen Sachbuchpreis, gegossen.