
"Ich möchte lieber nicht" Buch von Juliane M. Schreiber
Wien [ENA] Ganz neu ist der Schlachtruf des "Nein" der deutschen Journalistin Juliane Marie Schreiber in ihrem Buch "Ich möchte lieber nicht - Eine Rebellion gegen den Terror des Positiven" eigentlich nicht, denn schon in den 60er Jahren war er zu hören, aber unter anderen sozioökonomischen Voraussetzungen. Waren es damals die Kinder der Nachkriegsgeneration, sind es heute die der Wohlstandsgesellschaft die sich verweigern.
Das was Juliane Schreiber eigentlich vehement mit ihren Slogans wie "Terror des Positiven, Gift des Glücks, Irrtümer der Introspektion oder die große Selbsttäuschung" abwehrt, ist das Eindringen der Mystik, der Seelenkunde oder Psychologie in den gesellschaftlichen Diskurs, den sie auf das Sachliche reduziert haben möchte. Dabei zeigt ihr Buch auch eine gewisse Überforderung der heutigen Jugend mit pädagogischen Ansätzen und Sprüchen, die sie besonders irritierend in der Werbung empfindet und nicht mehr als Spiel und Spass interpretiert, sondern als Angriff auf die Integrität der Persönlichkeit und versucht die anscheinend zur Last gewordenen Daunendecke des so genannten Glücks unserer modernen Konsumgesellschaft abzuwerfen.
Dabei ruft sie, "Ich bin wie ich bin und das ist genug!" Der Mensch, zurückgeworfen auf seine Einfachheit und Kreatürlichkeit, ohne einem mystischen wahren Selbst, das erst mühsam gesucht, geübt und gecoacht werden muss, ohne Rüschen und Maske, jenseits von Gut und Böse, selbstverständlich in Glück und Unglück, ein Dasein ohne wenn und aber, weder Tier, Mensch oder Übermensch, grantig, lustig, müde oder gierig - wen geht das schon was an? Kein Zweifel, bringt Juliane Schreiber lang eingeübte moralische Richtsätze durcheinander und zeigt, dass Ideologien, die wie verführerische Düfte die Gesellschaft umschmeicheln und sich gerne als ewige Wahrheiten ausgeben, langsam zum "Stinken" beginnen und sich die Nase nach frischer Bergluft sehnt.