
"Hänsel und Gretel" Oper von Engelbert Humperdinck
Wien [ENA] Auch die Wiener Staatsoper hat in diesem Dezember, die für die Weihnachtszeit so populäre Oper "Hänsel und Gretel" von dem Komponisten Engelbert Humperdinck wieder aufgeführt und hat damit vielleicht die Sehnsucht vieler Opernliebhaber*innen nach der Märchenwelt der Kindheit bedient, in der sich gerade die Geschichte von Hänsel und Gretel als besonders schwer zu fassende, unergründliche Metapher präsentiert.
Dabei hat Adelheid Wette, die Schwester von Engelbert Humperdinck, in ihrem 1892 geschriebenen Libretto tief in die deutsche Kinderbuchliteratur gegriffen und damit den Reiz des Märchens der Brüder Grimm in diese spätromantische Oper in drei Akten einfließen lassen. Immerhin haben sich darin so liebe Kinderlieder wie "Die Gänse gehen barfuß und haben kein Schuh" oder "Brüderchen, komm tanz mit mir - beide Händchen reich ich dir - einmal hin, einmal her, rundherum, es ist nicht schwer" gehalten und bilden in der eigentlich musikalisch anspruchsvollen, für Erwachsene komponierten Oper "Hänsel und Gretel", einen bezaubernden Kontrast, in dem sich das Rätsel der Kindheit und die tief verborgenen Ängste vor der bösen Hexe darstellen.
Kein Wunder also, dass 1997 eine Inszenierung des britischen Regisseurs Nigel Lowery an der Basler Oper für Kritik sorgte, weil er den Kannibalismus der Hexe besonders stark in Szene setzte, oder wenn das Libretto, psychoanalytisch gedeutet, Formen des Kindesmissbrauchs insinuiert oder die Hexe, in einer anderen Inszenierung, als transvestite Gouvernante dargestellt wird. Der Regisseur Sebastian Hirn verlegt die Oper in eine monumentale Gebirgslandschaft am Rande der Zivilisation mit drastischen sexuellen Bezügen. Dabei fing alles noch ganz kindlich verträumt und versponnen am 23.12.1893 in Weimar am Hoftheater an, als die Oper Hänsel und Gretel unter Richard Strauss als Dirigent, uraufgeführt wurde und gleich anfangs großen Erfolg feierte.