
Gedanken zum Sonntagsevangelium von Kardinal Schönborn
Wien [ENA] Wie jede Woche, hat auch am Sonntag den 3. September 2023, Kardinal Christoph Schönborn das Sonntagsevangelium Matthäus 16, 21-27 in der Kronen Zeitung Wien interpretiert. Das ist vielleicht schon deshalb interessant, weil es einen der Schlüsselsätze im Neuen Testament enthält, der wie fast kein anderer, das oft so unverständliche Wesen von Jesus von Nazareth offenbart und das Paradoxon seines Denkens enthüllt.
Es erweist sich als eine tiefe, nicht verhandelbare innere Schau, die rückwärtsgewandt die Zeiten durchwandert bis hin zum "göttlichen Ur-Vater", den Jesus immer wieder als Ausgangspunkt betont, in dem sich das menschliche Schicksal und auch sein eigenes auch als Leidgeschichte manifestiert. Als Petrus dieses verhindern möchte, zeigt sich Jesus kompromisslos in seiner Forderung durch das Leid hindurch zu den Ursprüngen zurückzufinden. "Tritt hinter mich, du Satan" und "Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Ist dieser Satz eine Relativierung der Zivilisation, die den Menschen ganz besondere Leidensformen gebracht hat, die ihn bis ins innerste Wesen erschüttern?
In Matthäus 16,21-27 erklärt Jesus seinen Jüngern, er müsse nach Jerusalem gehen um von den Hohen Priestern getötet und am dritten Tag auferweckt zu werden. Diese Vision war für ihn von einer immensen existentiellen Bedeutung. Nur so ist vielleicht seine überaus strenge Kritik an Petrus erklärbar. Hier beginnt aber auch der unversöhnliche Bruch mit jener Zivilisation, wie sie Jesus und seine Jünger kannten. Ein neuer Weg wurde eingeschlagen, auf dem wir noch heute teilweise unterwegs sind. Kardinal Schönborn versucht das Paradoxon im Sinne der Kirche sowohl als notwendige Anpassung an die gegebenen Umstände, als auch als Aufforderung zur radikalen Umkehr zu interpretieren, wenn er sagt, "Gottes Wege sind anders."