
Carlo Rovellis Buch über den "Schein der Wirklichkeit"
Wien [ENA] Der italienische Physiker Carlo Rovelli glaubt in seinem Buch "Die Wirklichkeit, die nicht so ist, wie sie scheint: Eine Reise in die Welt der Quantengravitation" eine seltsame neue Welt entdeckt zu haben, die sich ihm bei seinem Versuch die ungelösten Probleme zwischen Allgemeiner Relativitätstheorie und Quantentheorie zu lösen, eröffnete. Die Realität definiert er dabei als ein Netzwerk körniger Ereignisse.
Sein Ausgangsgedanke war die Frage "Wie ist es möglich, auf neue Art über Raum und Zeit nachzudenken?" Das gelingt Rovelli, wenn er Raum, Zeit, Materie und Energie aus vibrierenden Quantenkörnchen bestehend fasst, die in einer Wolke aus Wahrscheinlichkeiten aufgelöst sind. Diese Sichtweise hat natürlich Konsequenzen. Denn schon Demokritt glaubte, dass das ganze Universum aus einem endlosen leeren Raum besteht, in dem zahllose eigenschaftslose und unteilbare Atome existieren, die die elementaren Körnchen der Realität sind, aus denen alles besteht. In diesem gewaltigen Tanz der Atome gibt es weder eine Finalität noch einen Plan, denn auch der Mensch ist nur das Produkt eines Zufallsprinzip, schreibt der Autor.
Angeblich bekämpfen schon Platon und Aristoteles Demokrits Ideen und Theorien. Sie wollten die Welt grundsätzlich teleologisch begreifen und allen Geschehen einen Zweck zugrunde legen. Dafür führten sie Kategorien wie das Gute und das Schlechte ein. Aber auch die christliche Ethik lehnte ein physikalisches Weltbild ab, in dem die Moral nur rein zufällig ist. Deshalb wurden auch viele antike Schulen geschlossen. In Anbetracht der immensen Probleme unserer Zeit, stellt sich auch heute noch die Frage, ob die neue Theorie der Schleifenquantengravitation, die alle Phänomene der Physik nicht als Kontinuum, sondern quantisiert betrachtet, letztendlich wirklich einen großen Unterschied machen wird oder nur dem wissenschaftlichen Ehrgeiz dient.