
Gedanken zu Felix Dahn
Wien [ENA] Irgendwie gespalten präsentiert sich das eindrucksvolle große 30 000 Druckseiten umfassende Gesamtwerk des deutschen Juristen, Professors, Geschichtswissenschaftler und historischen Romanschriftstellers Felix Dahn (1834 - 1912). Zwischen Wissenschaft und Märchen bewegt sich sein Denken und mit dem Buch "Ein Kampf um Rom" (1876) hat er eines der einflussreichsten Geschichtswerke geschrieben.
Mit einer Gesamtauflage von über einer Million verkauften Bücher, hat er damit eine wahre Begeisterungswelle ausgelöst und der Leserschaft eine ganz neue Sicht der Geschichte vermittelt. Interessant für damals war sicherlich auch sein geschichtlicher Standpunkt. Schon 1857 habilitierte er sich mit "Studien zu Geschichte der germanischen Gottesurteile." Es folgten 11 Bände "Die Könige der Germanen". Besonders hat er in seinen Sagen und Erzählungen wie "Walhall", "Sind Götter" oder "Odhins Rache" einen neuen Sprachstil entwickelt, der an die isländischen Sagen der Edda erinnern. Eigenartig zauberhaft sind seine Sprachbilder und erzeugen eine geistige Parallelwelt in der Riesen, Elben, Zwerge, Könige und Götter die Fantasie beflügeln.
Seine Sprachschöpfungen wie "Grimmzorn, Meerschiff, Heerhorn oder Heidenleute" geben seinen Texten eine erfrischende und geheimnisvolle Sprachmelodie, die alte Denkmuster unterbrechen und erneuern. Der Versuch, die Skandinavistik zu beleben, hat sowohl Dahn als auch Richard Wagner inspiriert. Auch zeitgenössische Filme wie der "Herr der Ringe" erinnern an die nordische Götterwelt. Interessanterweise hat auch John Ronald Tolkien eine Mythologie ausgearbeitet und dabei eine eigene Sprache entwickelt. Schade nur, dass Dahns literarisches Mammutwerk teilweise politisch missverstanden wurde. So wenigstens argumentiert Hans Rudolf Wahl und andere, die Felix Dahns Werke auch als "Die Religion des deutschen Nationalsozialismus" bezeichnen.